75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau (Pressestimmen)

29. Januar 2020

Gedenken an NS-Opfer: Peiner legen Blumen nieder

75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

Von Dennis Nobbe

Peine. Auch in Peine wurde am Montag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht: Auf den Tag genau vor 75 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch Truppen der Roten Armee befreit. Aus diesem Anlass und in Gedenken der Opfer des NS-Regimes haben viele Peiner am Mahnmal der ehemaligen Synagoge an der Hans-Marburger-Straße Blumen niedergelegt.

Eingeladen zu der Gedenkveranstaltung hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA). Der Kreisvorsitzende Peter Baumeister sprach über das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, das von 1941 bis 1945 im von Deutschland besetzten Polen existierte: „Es ist der Inbegriff des Bösen und des industriell organisierten Massenmordes.“

Der Gedenktag soll dazu beitragen, dass sich Gräueltaten wie die der Nationalsozialisten nicht wiederholen. Am Mahnmal fanden sich viele Teilnehmer zu der Gedenkveranstaltung ein, darunter der SPD-Landtagsabgeordnete Matthias Möhle, Superintendent Dr. Volker Menke und der Erste Kreisrat Henning Heiß. Sie hatten nicht nur Blumen für die Niederlegung mitgebracht, sondern auch Schilder mit der Aufschrift „We Remember“ (auf deutsch: Wir erinnern uns.).

Das Mahnmal wurde im August 1948 an der Hans-Marburger-Straße aufgestellt. Die Säule befindet sich dort, wo einst die im Jahr 1907 errichtete Synagoge stand. Während der Reichspogromnacht im November 1938 wurde das Gebäude durch Brandstiftung der Nationalsozialisten zerstört. Hans Marburger, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, wurde am 10. November 1938 in der Synagoge ermordet.

In ganz Deutschland und Österreich wurden im Zeitraum unmittelbar um die Reichspogromnacht etwa 800 Juden ermordet, mehr als 1400 Synagogen und Betstuben sowie tausende jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe wurden zerstört.

Quellenangabe: PAZ vom 28.01.2020, Seite 11 

 

Gedenken am früheren Ort der Synagoge in Peine

Die Teilnehmer erinnern an die Befreiung des KZ Auschwitz.

Arne Grohmann

Peine „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ Mit diesem Zitat des 2016 verstorbenen Schriftstellers Max Mannheimer, der den Holocaust überlebt hatte, unterstrich Peter Baumeister von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) am Montag während der Gedenkfeier in Peine, worauf es auch heutzutage ankommt.

Rund 50 Teilnehmer versammelten sich am 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau, der jährlich als weltweiter Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus gilt, dort, wo früher die jüdische Synagoge stand.

Das ist heute die Hans-Marburger-Straße. Die ist nach einem 17 Jahre alten Jungen benannt, den die Nazischergen in der Reichspo-gromnacht 1938 in der Peiner Synagoge, die niedergebrannt und später zwangsabgerissen wurde, erschossen.

„Auschwitz ist der Inbegriff des Bösen“, sagte Peter Baumeister in seiner kurzen Ansprache, bevor die Teilnehmer am Mahnmal innehielten und Blumen ablegten.

Er erinnerte auch daran, dass in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg viele der an den Nazi-Verbrechen aktiv oder durch Unterlassung beteiligten Personen Karriere bis in höchste Postenämter machen durften.

Namentlich nannte Peter Baumeister den dritten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, (1966 bis 1969) Kurt Georg Kiesinger. Der war in der NSDAP und zur Zeit der Nationalsozialisten auch im Auswärtigen Amt.

Aktuellen Tendenzen rechter Parteien und Gruppierungen trat Peter Baumeister mit dem energischen Hinweis entgegen, dass jetzt gerade nicht „endlich mal Schluss“ sein müsse mit dem Gedenken. Deswegen verwies er gleich auf die nächste Veranstaltung zur Erinnerung, auch um das „Nie wieder!“ zu sichern: Am 15. April werde es wieder in der Peiner Fußgängerzone Blumenniederlegungen auf den „Stolpersteinen“ geben. Der 15. April sei auch der Tag der Erinnerung an die Befreiung des KZ Bergen-Belsen.

Die Steine im Pflaster zahlreicher Gehwege in Deutschland erinnern an vertriebene und getötete vorwiegend jüdische Mitbürger. Es ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, der 1992 damit begann. Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln sollen die Schicksale der Opfer des Naziregimes sichtbar machen.

 

http://reader.braunschweiger-zeitung.de/bzpeine/296/article/1075437/17/2/render/?token=050148f3eef6d971eff64bd58f97ff1b