Peiner besuchen das ehemalige KZ Moringen

30. April 2019

Auf Einladung der Peiner Organisatoren GEW, VVN-Bund der Antifaschisten, Kreisheimatbund und DGB besuchten 40 Interessierte das ehemalige KZ Moringen bei Northeim. Das Besondere: Der Lernort Moringen liegt im Zentrum der Kleinstadt, in der Nachbarschaft, wo das Geschehen unmittelbar verfolgt werden konnte.

Sehr kenntnisreich wurden die Teilnehmer von Mattis Binner geführt. 1933 gehörte das Lager Moringen zu den ersten im Deutschen Reich, wo politisch Oppositionelle wie Kommunisten, Sozialdemokraten oder Gewerkschafter eigeliefert wurden. Nach einem halben Jahr, bis 1938, wurde es als Frauen-KZ eingerichtet. 1940 kamen die ersten Jugendlichen im Alter von 13 – 22 Jahren, die nicht in das NS-Weltbild passten, insgesamt bis 1945  1400 junge Menschen. Dabei konnte eine Reihe sehr unterschiedlicher Gründe zur Einweisung führen. Sie reichten von der Verweigerung des HJ-Dienstes, dem Vorwurf vermeintlicher Unerziehbarkeit, Renitenz oder Kriminalität und „Rassenschande“ sowie die Zugehörigkeit zur Swing-Jugend bis hin zur Sippenhaft bei politischen Aktivitäten der Eltern.

 

Der Lageralltag der Jugendlichen bestand aus bis zu 10 Stunden schwerer Zwangsarbeit. Die zentralen Werte Ordnung, Sauberkeit und Disziplin wurden durch Appelle und Strafen erbarmungslos durchgesetzt. Dazu gehörten vor allem Stockhiebe, das „Essen stehend einnehmen“, Strafexerzieren, Essensentzug und Bunkerarrest.

 

Der Peiner Albert Friedmann mit seinen zwei Söhnen, die der KPD angehörten, wurde nach dem Reichstagsbrand eingeliefert. Er wurde wieder entlassen, aber bei der Reichspogromnacht am 10. November 1938 wurde die Wohnung gestürmt und das Mobiliar und die Einrichtung zerstört. Über das KZ Buchenwald kam er nach Dachau, wo er am 9. Mai 1941 völlig entkräftet stirbt. Für ihn ist in der Breiten Straße 46 ein Stolperstein verlegt.

 

Die Teilnehmer waren über die Zustände entsetzt und erschüttert und konnten vor allem nicht verstehen, dass nach dem Krieg nur gegen wenige Verantwortliche Anklage erhoben wurde. Ein Film mit Aussagen von Überlebenden und Tätern rundete die Führung ab.

 

Auch für die Zukunft sind weitere Besichtigungen geplant, z.B. das KZ Ahlem in Hannover oder das Gefängnis Wolfenbüttel.

 

Peter Baumeister